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Fluorchinolone

Nebenwirkungen

Eine Hilfeseite - Verein VFCN 

  • Was sind die Risikofaktoren für eine erhöhte Anfälligkeit?
    Laut Beipackzettel und Aussagen der Hersteller sind schwere und chronische Nebenwirkungen sehr selten. Tatsächlich gehen Experten aber von einer weitaus grösseren Zahl von schwer und dauerhaft Betroffenen aus. Unabhängig davon stellt sich die Frage, warum es manche Patienten sehr schwer trifft, während andere das Medikament ohne grössere Nebenwirkungen sogar in hohen Dosen vertragen. Anders als bei den meisten Medikamenten-Nebenwirkungen handelt es sich bei Fluorchinolonen nicht um eine allergische Reaktion. Die Empfindlichkeit auf das Medikament ist somit nicht messbar. Forschung und Wissenschaft sind sich bisher uneinig, was die genauen Risikofaktoren sind. Man vermutet vielmehr eine Kombination aus unterschiedlichen Faktoren als Ursache für die gravierenden und teilweise auch permanenten Nebenwirkungen. Einen eindeutigen Marker oder Test zur Feststellung einer FC-Empfindlichkeit gibt es bisher aber nicht. Zu den möglichen Risikofaktoren gehören: Genetische Voraussetzungen: Genetische Faktoren gelten als die wahrscheinlichsten Risikofaktoren für FQAD. Diese Annahme wird verstärkt durch die Tatsache, dass in denselben Familien oft mehrere Mitglieder von FQAD betroffen sind. Da bestimmte Prozesse erst durch eine erhöhte FC-Konzentration im Körper angestossen werden, wird die genetische Entgiftungskapazität des Körpers eine wichtige Rolle spielen. Gerade die Wirkung von FC auf die eukaryotische Topoisomerase II und die mitochondriale DNA ist abhängig von der Höhe der Konzentration. Aufgrund von genetischen Variationen in den Schlüsselenzymen kann es zu einer schnelleren Akkumulation von FC im Körper kommen und somit das Risiko für Nebenwirkungen signifikant erhöhen. Welche Entgiftungs-Enzyme einen Einfluss auf die Nebenwirkungen haben, ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Auch wird der Einfluss weiterer Stoffwechsel-Enzyme (z.B. G6PD, MTHFR, etc.) auf die FC-Empfindlichkeit diskutiert. Noch aber ist es zu früh, um allgemeine Aussagen tätigen zu können. Grunderkrankungen: Ein erhöhtes Risiko für Fluorchinolon-induzierte Aortenaneurysmen oder -Dissektionen besteht nach Einschätzung der FDA bei Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, einer arteriellen Hypertonie, bestimmten genetischen Erkrankungen wie dem Marfan-Syndrom oder dem Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) sowie alle älteren Patienten [FDA Warnung]. Mineralstoffhaushalt: Eine Ursache für verschiedene Nebenwirkungen ist die chelatisierende Eigenschaft der Fluorchinolone bzw. die Chelatierung von wichtigen zwei- oder dreiwertigen Kationen wie Magnesium oder Eisen. Forscher fanden heraus, dass sich die Tendo- und Chondrotoxizität von Fluorchinolonen bei einem Magnesiummangel signifikant erhöht. Daraus könnte man ableiten, dass sich durch eine (zeitversetzte) Magnesium-Substitution die Nebenwirkungen möglicherweise vermeiden bzw. abschwächen liessen. Basierend auf dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft ist die Magnesium-Theorie als Erklärung der Komplexität des Krankheitsbildes unzureichend. Niereninsuffizienz: Da Fluorchinolone fast vollständig über die Niere ausgeschieden werden, haben Patienten mit einer Niereninsuffizienz eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Fluorchinolone. Alter: Die Hersteller betonen in den Beipackzetteln, dass das Risiko für Sehnenentzündungen und -rupturen vorwiegend bei älteren Patienten über 60 Jahre erhöht ist. Die Realität zeigt jedoch, dass gerade junge und sportlich aktive Menschen von muskuloskelettalen aber auch anderen Nebenwirkungen betroffen sind. Kontraindikationen: Die zeitgleiche oder sogar zeitlich verschobene Einnahme von bestimmten Medikamenten kann die FC-induzierten Nebenwirkungen um ein Vielfaches verstärken. Dazu gehören insbesondere Cortison und NSAID. Ebenso sollten Fluorchinolone bei Patienten vermieden werden, bei denen bereits in der Vergangenheit schwere Nebenwirkungen auftraten. Mit jeder weiteren Verabreichung kann sich das Ausmass der Nebenwirkungen vervielfachen (mehr dazu).
  • Wie lange dauert es, bis ich wieder gesund werde?"
    Präzise Diagnosen und Aussagen über mögliche Krankheitsverläufe sind sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Jeder Fall ist bezüglich der Schwere und der Dauer der Nebenwirkungen anders. So gibt es Betroffene mit schweren körperlichen Einschränkungen, die nach einer Zeit wieder vollständig genesen, während andere Betroffene mit anfänglich moderaten Nebenwirkungen einen progressiven Krankheitsverlauf erleben. In seltenen Fällen kann es Jahre dauern, bis sich eine Besserung einstellt. In noch selteneren Fällen sind die Schäden permanent und dauerhaft. Wichtig bei der Genesung sind eine gesunde und positive Einstellung, Geduld sowie die Beachtung wichtiger Regeln [mehr dazu].
  • Gibt es eine einheitliche Therapie gegen Fluorchinolonschäden?
    Nein. Leider gibt es kein Universalmittel gegen FC induzierte Nebenwirkungen und Schäden. Zu diffus und verschieden sind die Wechselwirkungen zwischen den eigentlichen Ursachen und den Symptomen. Solange die Nebenwirkungsmechanismen nicht 100% erforscht und aufgeklärt sind, wird es schwierig sein, ein solches Mittel zu finden. Dennoch gibt es verschiedene flankierende Massnahmen und Therapien, die man in Abhängigkeit von den individuellen Symptomen probieren kann. Einige davon können den Heilungsprozess fördern, sofern man sich an bestimmte Regeln hält. Eine Übersicht über mögliche Therapieformen ist auf der folgenden Seite zu finden.
  • Gibt es Verfahren um die Schäden zu messen oder nachzuweisen?
    Grundsätzlich gibt es kein standardisiertes Verfahren zur Messung oder Diagnose von FC-induzierten Schäden. Wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen ist FQAD genetisch, epigenetisch und enzymatisch bedingt. Die Schäden finden grösstenteils auf zellulärer und mitochondrialer Ebene statt. Somit sind sie in den meisten Fällen nicht mit konventionellen Verfahren diagnostizierbar. Die durch FC verursachten Nebenwirkungen und Schäden sind vielseitig und komplex zugleich. Da FC in die unterschiedlichsten Körperfunktionen eingreifen können, ist es vor allem zu Beginn ratsam, umfassende medizinische Abklärungen und Tests vorzunehmen (Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren, Hautbiopsien, etc.). Alleine schon um andere Krankheiten auszuschliessen. Das Fehlen eines gesicherten Befundes heisst aber nicht zwingend, dass keine Schäden vorliegen. Oft braucht es mehrere Anläufe und viel Durchsetzungsvermögen bis man mit den richtigen Tests eine Diagnose stellen kann. Mehr dazu hier.
  • Sind äusserliche Fluorchinolone-Anwendungen wie Augen- und Ohrentropfen oder Anti-Akne-Creme sicher?
    Nein! Entgegen der Aussage vieler Ärzte können Fluorchinolon-haltige Ohren- und Augentropfen ebenfalls systemische Nebenwirkungen verursachen. In den Beipackzettel der am häufigsten verschriebenen topisch angewendeten Fluorchinolonen, werden systemische Nebenwirkungen nicht eindeutig ausgeschlossen: "Treatment with XYZ should be discontinued at the first sign of tendon inflamation". Ein erhöhtes Risiko für Achillessehnenrisse durch Fluorchinolone-Ohrentropfen wird in folgender Studie konkludiert: https://academic.oup.com/cid/article-abstract/76/3/e1360/6692503. Aufgrund der hohen Penetrationsfähigkeit von Fluorchinolonen durchdringen diese die unterschiedliche Gewebe und Barrieren und verteilen sich dadurch schnell im Körper. Eine systemische Resorption von topisch verabreichten Fluorchinolonen ist deshalb nicht vollständig auszuschliessen.
  • Meine Ärztin bzw. mein Arzt glaubt mir nicht. Wie soll ich darauf reagieren? Welche Dokumente und Studien kann ich ihr oder ihm zeigen?
    Auch wenn es mittlerweile viele medizinische und wissenschaftliche Studien und Berichte über schwere und permanente Nebenwirkungen von Fluorchinolone gibt, sind diese bei Ärzten noch nicht angekommen. Viele bestreiten den Kausalzusammenhang zwischen dem Medikament und den schweren systemischen Nebenwirkungen. Erst recht wenn sie zeitversetzt eintreten. Am besten man fragt den zweifelnden Arzt nach den Wirkmechanismen von FC. Das effizienteste Mittel ist es, Ärzte herauszufordern. Wenn ein Arzt den Wirkmechanismus des Medikamentes versteht, dann sollte er auch die möglichen Nebenwirkungen kennen. Falls er ihn aber nicht kennt, dann wird er seine (falschen) Schlussfolgerungen alleine auf Basis der eigenen Erfahrung ziehen. Und die subjektive Erfahrung ist der grösste Feind der Medizin. Nicht nur auf Seiten der Patienten. Kommen Sehnenrisse tatsächlich nur bei 1 vom 1000 Patienten vor, dann wird der behandelnde Arzt nie zuvor einem solchen Patienten begegnet sein. Bei 4 320 000 Verschreibungen pro Jahr alleine in Deutschland sind das aber über 4 000 Fälle. Folgende Papiere, Dokumente und Studien können Ärztinnen und Ärzten als Erklärungsgrundlage vorgelegt werden. Beipackzettel: Viele der in den Beipackzetteln genannten Nebenwirkungen wie Sehnenrisse oder Neuropathien werden von den Ärztinnen und Ärzten bestritten und negiert. Ein Verweis auf die offiziellen, vom Hersteller bestätigten Risiken und Nebenwirkungen ist oft das beste Argument. Rote-Hand-Brief: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt zusammen mit den Zulassunginhabern im sogenannten Rote-Hand-Brief über lang anhaltende und möglicherweise dauerhafte schwere Nebenwirkungen. Dieser Brief wurde an alle Ärzte und Apotheken in Deutschland verschickt, um über die Risiken zu warnen und die Indikationen anzupassen. Leider aber landen solche Briefe oft im Papierkorb oder werden nicht ernst genommen. Safe Announcements FDA: Die amerikanische Medikamentenbehörde FDA ist in ihren Warnungen sehr viel restriktiver und anerkennt mittlerweile eine Vielzahl von invalidisierenden und permanenten Nebenwirkungen. Einen Überblick über die verschiedenen Blackbox- und Label-Warnungen findet man in dieser Grafik. Risikobewertung EMA/BfArM: auch das BfArM warnt mittlerweile vor schweren und lang anhaltenden Nebenwirkungen in den Bereichen Muskulatur, Gelenken und Nervensystem (Link BfArM). Studien und Medienbeiträge: eine Übersicht über verschiedene Studien findet man hier.
  • Welche alternativen Antibiotika zu Fluorchinolone sind bei einer FC-Sensibilität verträglich
    Da sich die Beschwerden mit jeder weiteren Fluorchinolon-Einnahme signifikant verschlechtern können, muss konsequent auf die Einnahme von Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone verzichtet werden (lebensbedrohliche Situationen ausgeschlossen). Doch welche alternativen Antibiotika sind für Betroffene gut verträglich? Was wenn laut Arzt keine anderen Antibiotika wirken? Grundsätzlich werden Antibiotika zu häufig und zu voreilig verordnet. Oft auch auf Druck der Patienten. Doch viele leichte und mittelschwere Entzündungen bessern sich auch ohne Therapie. Erst recht wenn Infektionen nicht durch Bakterien, sondern durch Viren verursacht sind. In solchen Fällen sind Antibiotikabehandlungen wirkungslos und somit nicht gerechtfertigt. Liegt tatsächlich ein bakterieller Infekt vor, der eine Behandlung mit einem Antibiotikum verlangt, behandelt man diesen vorzugsweise mit einem Primärantibiotikum mit einem geringen Risikoprofil. Eine sinnvolle und gezielte Antibiotikatherapie setzt in der Regel eine Empfindlichkeitsprüfung (Antibiogramm) der kulturell nachgewiesenen Erreger voraus. Als Patient hat man ein Recht auf ein Antibiogramm und die Bestimmung des Antibiotikum mit dem besten Nutzen-Risiko-Profil. Man soll sich nicht unter Druck setzen lassen von Ärzten. In den meisten Fällen wirkt eine Vielzahl von Antibiotika, trotz des Zuwachses von resistenten Keimen. Gemäss einer Umfrage unter Betroffenen, gelten folgende Antibiotika als relativ nebenwirkungsarm: Amoxicillin, Keflexm, Doxycycline und Azithromycin. Diese Empfehlungen basieren auf aggregierten Daten und können sich im Einzelfall unterscheiden. Deshalb soll die Auswahl des Antibiotikum immer mit ihrem Arzt besprochen werden.
  • Sind Fluorchinolon-Nebenwirkungen dasselbe wie Fluorid-Vergiftungen?
    Nein. Auch wenn Fluoride in hohen Mengen eine toxische Wirkung und einen Einfluss auf bestimmte Stoffwechselprozesse haben können, unterscheiden sie sich in ihrer Wirkung grundsätzlich von Fluorchinolonen. Das Wirkprinzip von Chinolonen (ohne Fluoratom) und deren Nebenwirkungen sind identisch mit denen von Fluorchinolonen. Die meisten Chinolone wurden aufgrund ihrer schweren Nebenwirkungen bereits wieder vom Markt genommen. Man kann es am besten mit einer Atombombe (Chinolon) vergleichen, die erst über eine Trägerrakete (Fluor) an ihr Ziel (Zellegewebe) gebracht wird, der tatsächliche Schaden aber von der Bombe verursacht wird. Der Ursprung der meisten Fluorchinolon-Nebenwirkungen liegt in der Eigenschaft der Chinolone (ohne F), chelatartige Bindungen mit zwei- und dreiwertigen Kationen (z.B. Fe2+, Mg2+, etc.) einzugehen und dadurch verschiedene enzymatische Prozesse anzustossen. Ob und inwiefern das in den Fluorchinolonen enthaltene Fluor-Atom einen Einfluss auf die toxische Wirkung von Fluorchinolonen hat, muss erst über konkrete Studien nachgewiesen werden. Es ist jedoch nicht auszuschliessen.
  • Kann ich Fluorchinolone und ihre Metabolite entgiften?
    Nein. Auch wenn man oft von einer Fluorchinolon-Vergiftung spricht, handelt es sich bei den Nebenwirkungen nicht um eine klassische Vergiftung. Ausgelöst durch eine toxische Reaktion werden verschiedene Prozesse angestossen, welche einen nachhaltigen negativen Einfluss auf die unterschiedlichsten Stoffwechselprozesse haben können. Diese nehmen ihren Lauf, selbst dann wenn das Medikament den Körper bereits wieder verlassen hat oder vollständig abgebaut wurde. Ob Fluorchinolone mit bestimmten Proteinen und Kationen stabile Bindungen eingehen können und somit über mehrere Jahre im Körper bleiben und die Energieproduktion in den Zellen beeinflussen können, ist Gegenstand von wissenschaftlichen Diskussionen. Selbst wenn das der Tatsache entspricht, können Fluorchinolone und Metabolite nicht durch Ausleiten oder anderen Massnahmen zur Entgiftung aus dem Körper gebracht werden. Die oft von Heilpraktikern angewandten Methoden sind deshalb nutzlos, wenn nicht sogar gefährlich.
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